Heureka-Stories - 1840 bis 1960 - die Epoche der deutschen Ingenieure

Deutsche Erfindungen verändern die Welt!

Das erste Auto der Welt knatterte in Mannheim über die damals noch ungeteerten Straßen. Das war 1886, und gebaut hat es Carl Benz. Das weiß heutzutage so gut wie jeder. Spannender wird es da schon beim ersten Telefon, das ein paar Jahrzehnte früher im kleinen Städtchen Friedrichsdorf in Hessen quäkte. Richtig interessant wird es jedoch beim weltweit ersten Computer. Der stand nämlich nicht im kalifornischen Silicon Valley (das gab es zu dieser Zeit noch gar nicht), sondern in Berlin-Kreuzberg (das es heute noch gibt); und er ratterte, richtig laut. Von der ersten Weltraumrakete, die von der Insel Usedom in den Himmel über der Ostsee aufstieg, und der ersten Kernspaltung auf einem Holztisch in Berlin-Dahlem wollen wir erst gar nicht sprechen...

Oder doch? Etwa neugierig geworden? Die Geschichte deutscher Erfindungen und Ingenieure hat nämlich einiges zu bieten: Jede Menge spannender, teils skurriler und manchmal auch trauriger Geschichten, und das gilt nicht nur für die Erfindungen selbst, sondern auch für den Werdegang der Erfinder. Erstaunlich viele von ihnen kamen aus Verhältnissen, die man heutzutage als Kinderarmut bezeichnen würde, hatten kaum Geld für ihren Lebensunterhalt, geschweige denn für ein Studium, und trotzdem haben sie ihren Weg gemacht! So mancher musste viele Rückschläge einstecken oder gar aus Deutschland fliehen, um seinen Traum zu verwirklichen, doch kaum jemand kennt heute noch ihre Namen und die spannenden Biografien dahinter. Oder sagt Ihnen der Spitzname Herman the German etwas? Dahinter verbirgt sich ein gewisser Gerhard Neumann, der in jungen Jahren kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach China emigrierte und den es nach zahlreichen Abenteuern schließlich in die USA verschlug, wo er mit seinen Innovationen General Electric zum größten Düsentriebwerk-Hersteller der Welt machte. Erst Neumanns bahnbrechende Ideen ermöglichten es, Flugzeuge von der Größe eines Jumbo Jets in die Luft zu bringen, ohne dabei ein Schallinferno, vergleichbar mit einem mittleren Vulkanausbruch, zu veranstalten und entsprechend viel Energie zu verfeuern.

Oder wusstet ihr, dass ein schlesischer Zimmermann die englischen Lokomotiven aus Deutschland verjagte? Dass die Admiralität das erste Radargerät zurückwies, weil die Nebelhörner besser sind? Dass ein preußischer Artillerieoffizier die Elektrolokomotive erfand? Dass ein britischer Major den VW-Käfer rettete, während sein Erfinder in Haft saß, dass Kommissar Zufall die Röntgenstrahlen entdeckte? Dass die Relativitätstheorie im brasilianischen Urwald bewiesen wurde? Oder kennt ihr die unglaubliche Geschichte, dass die Erfindung des MP3-Players in Deutschland nicht für wert gehalten wurde?

Das habt ihr nicht gewusst? Ich auch nicht, bevor ich selbst Ingenieur wurde.

Solche Geschichten gibt es viele, und die interessantesten davon sollen in dieser Website erzählt werden. Von revolutionären Erfindungen und Entdeckungen, von Höhenflügen und Tiefschlägen, von abenteuerlichen Biografien und davon, wie all das unsere Welt bis heute beeinflusst und auch in Zukunft tun wird.

 

Abbe, Barnack, Daimler, Benz, Borsig, Diesel, Einstein, Porsche, von Ardenne, Brandenburg, Pavel,

Focke, Haber, Heisenberg, Hertz, Hülsmeyer, Hell, Zuse, Koch, Lilienthal, v. Linde, Neumann,

Hahn, Mergenthaler, v. Ohain, Otto, Reis, Planck, Schlack, Röntgen, Ruska, v. Siemens, v. Braun.

 

Es sind Berichte über mutige Vor- und Querdenker, die sich von der eigenen Neugierde mitreißen ließen, Geschichten über die Lust am Entdecken, die dem Leser die Augen öffnen für die unendlichen Weiten der MINT-Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Kommt mit auf eine Reise, und entdeckt Welten, die ihr noch nie zuvor betreten habt!

Der deutsche Nobelpreisträger Gerhard Ertl sagte im Oktober 2007: Wenn man erklärt, von Goethe nichts zu wissen, wird man mit Verachtung gestraft; wenn man sagt, nichts von Physik zu verstehen, erhält man Beifall. Das ist schlimm!

Das ist tatsächlich schlimm; denn Natur- und Ingenieurwissenschaften sind der Grundstock unserer technologisch-industriellen Volkswirtschaft in Deutschland, aus der das Kapital entsteht, das wiederum unser Sozial- und Gesundheitssystem erst möglich macht und die anderen schönen Dinge, wie Kunst, Musik und Freizeitaktivitäten.

 

Die Lebensgrundlage der deutschen Wirtschaft. Die deutsche Volkswirtschaft saugt ihre Nährstoffe aus der fruchtbaren Erde von Lernen, Wissen und Bildung. Das ist der einzige Rohstoff, über den wir in ausreichendem Maße verfügen. Daraus wird über das Transfermedium „deutsche Sprache“, ohne die überhaupt nichts läuft, und das Erlernen von MINT (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) der starke technologisch-industrielle Grundstock (TIG) unserer Volkswirtschaft, der das „aktive“ Bruttoinlands-Produkt, d.h. das Kapital erzeugt, das alle anderen notwendigen oder für unverzichtbar gehaltenen Aktivitäten finanziert.

Caroline Fetscher schreibt am 1.2.2018 im "Tagesspiegel": Am Anfang war das Wort, ist es noch und wird es bleiben. Alle Bildung, alle Ausbildung beginnt mit Worten, mit dem Eintauchen in das Bad der Sprache. Fragen zeugen von Wissbegierde, mit der jede Entwicklung anfängt. Wieso, weshalb, warum?, singt der Chor der Kinder in der Sesamstraße (Zitat Ende). Es sei hinzugefügt, was schon Cicero im alten Rom als den Schlüssel zur Erkenntnis bezeichnete: Quis, quid, quomodo, ubi, quando, cur? Wer, was, wie, wo, wann, warum? Und das ist auch das Motto dieser Website. Und Fetscher schreibt weiter: Schulen müssen Paläste werden, Lern- und Lebenspaläste. Sie müssen der Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken, Kritikfähigkeit lehren, Konfliktschlichtung und Dialog. Schulen brauchen Räume für Kunst und Computer, sie brauchen Labore und Küchen, Gärten und Sportplätze, Gratis-Nachhilfe, Psychologen und vor allem motivierte, erstklassig ausgebildete, bestens bezahlte Lehrer, Lehrer, Lehrer. Aber was, wenn es irgendwann zu viele Lehrer gibt? Falsche Frage! Dann werden eben die Klassen kleiner, und die wichtigste Ressource der Lehrenden wird größer: Zeit.

Aus dem Topf des TIG werden die riesigen Ausgaben für Soziales und Gesundheit bezahlt und die großen Aufwendungen für Landesverteidigung, innere Sicherheit, weltweite Militär-Einsätze. Die Verwaltungen des Bundes, der Länder und der Kommunen brauchen die Subventionen aus diesem Reservoir und ebenso die Geisteswissenschaften und schönen Künste.

Unsere Freizeit-, Urlaubs- und Reiseaktivitäten, die uns so lieb und teuer geworden sind, würden ohne den TIG austrocknen, etwa auf das Niveau der Industiearbeiter beim Beginn unserer industriellen Revolution. Ohne den großen Output des TIG kein Input für alles andere, der Staat erwirtschaftet kein Kapital, er verteilt es nur. Der bei weitem wichtigste Rückfluss aus dem großen Topf sind die Investitionen in die an Schulen und Universitäten vermittelte Bildung, ohne die die Muttererde „Lernen und Wissen“ langsam aber sicher unfruchtbar würde. Diese Rückkopplung ist die allerwichtigste in diesem Regelkreis, und ohne sie würde Deutschland ohne äußeres Zutun auf das Niveau des Morgenthau-Plans absinken, den einige Amerikaner Deutschland nach dem Ende des zweiten Weltkrieges als Züchtigung verordnen wollten. Gottseidank haben sich die Befürworter des Marshall-Plans durchgesetzt, also Wiederaufbauhilfe statt Kartoffelacker. Die Zukunft der deutschen Wirtschaft ist ganz eng damit verbunden, wie viele Fach- und Hochschulstudenten die MINT-Fächer erfolgreich abschließen. Die Website hat kein anderes Anliegen, als die Jugend dafür zu motivieren. Ganz nebenbei gesagt: In Deutschland fehlen z.Z. 66000 Ingenieure (2014), eine Zahl, die sehr nachdenklich stimmt (März 2012).

 

 

Was sagte Sokrates vor 2500 Jahren?

Es gibt nur ein einziges Gut für den Menschen: die Wissenschaft, und nur ein einziges Übel: die Unwissenheit.

Was ist "MINT"?

Das Kunstwort wird gebildet aus den Anfangsbuchstaben der Fächer Mathematik, Informatik, Natur- und Technikwissenschaften. Die Zukunft der deutschen Wirtschaft ist eng damit verbunden, wie viele Fach- und Hochschulstudenten diese Fächer erfolgreich abschließen. Auf diesen Gebieten wird der Wohlstand von morgen erwirtschaftet.

Was ist Physik?

Experimentelle Erforschung, messende Erfassung, mathematische Darstellung von Naturvorgängen. Carl Friedrich von Weizsäcker: Physik erklärt die Geheimnisse der Natur nicht, sie führt sie auf tiefer liegende Geheimnisse zurück.

Was ist Ingenieurwissenschaft?

Weiter nichts als in der Praxis angewandte Physik. Dazu gehören: Maschinenbau, Bauingenieurwesen, Elektrotechnik, Elektronik, Informatik, Optik, Verfahrenstechnik, Kältetechnik, Energietechnik. Jedes dieser Fächer ist untergliedert, z.B. der Maschinenbau in: Pumpen, Verdichter, Turbinen, Motoren, Werkzeugmaschinen, Schweißmaschinen, Fördermaschinen, Baumaschinen, Druckmaschinen, Landmaschinen, Fahrzeuge, Flugzeuge. Diese wiederum sind weiter untergliedert, z.B. Verdichter in: Turbo-, Kolben-, Flügelzellen-, Membran-, Schrauben-, Rotationsverdichter. Dazu gehören die "angewandte" Mathematik und die Gesetze der "angewandten" Physik, die Fachgebiet übergreifend sind, wie z.B. Mechanik, Thermo- und Aerodynamik, Schwingungstechnik, Festigkeitslehre, Werkstoff-, Konstruktions-, Fertigungstechnik, elektronische Datenverarbeitung u.a.

Was ist eine Erfindung?

Eine schöpferische Leistung, mit der ein neues Ziel erreicht werden soll: ein technisches Gerät, eine Maschine, ein Verfahren, eine Dienstleistung. Auch wenn die Idee von anderen aufgegriffen und ausgeführt oder weiterentwickelt wird, gilt diese Leistung als Erfindung. Jede erstmalige Beschreibung und Ausführung einer Idee und auch deren Weiterentwicklung gilt also als Erfindung, die eine bisher nicht dagewesene neue Erkenntnis bedeutet. Im Gegensatz hierzu steht die Entdeckung, die etwas zur Zeit der Entdeckung bereits Vorhandenes auffindet, z.B. eine bisher unbekannte Tierart, einen Krankheitserreger, ein Naturgesetz, ein chemisches Element, einen Himmelskörper, die Zusammensetzung der DNS, die Entzifferung der Keilschrift, usw. Ganz kurz: Erfindung schafft etwas Neues, Entdeckung findet etwas Vorhandenes.

Was sagte Ferdinand Magellan?

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken.

Was sagte Rudolf Diesel?

Eine Erfindung besteht aus zwei Teilen: der Idee und der Ausführung. Die Arbeit des Erfinders besteht darin, einen richtigen Grundgedanken durch eine Reihe von Irrtümern zum praktischen Erfolg zu führen. Hierbei gibt es weder Belohnungen noch Strafen, sondern nur Auswirkungen. Auch ein Wort des Schriftstellers Hermann Hesse bringt das Erfinden auf den Punkt: damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden. Und Max Planck sagte: Dem Anwenden muss das Erkennen vorausgehen.

Und was sagten die alten Römer?

Per aspera ad astra (durch Rauheit zu den Gestirnen), was soviel heißt, dass ihnen, trotz ihrer klugen Köpfe, die Erfindung nicht vom Himmel in den Schoß fiel oder anders ausgedrückt: eine Erfindung ist zu 1% Inspiration und zu 99% Transpiration (d.h. zu 1% Idee und zu 99% Schweiß, Mühe, Arbeit). Die Römer wollten mit den sechs Fragen quis, quid, quomodo, ubi, quando, cur?, die Cicero zugeschrieben werden, hinter alle Dinge kommen: Kriminalfälle lösen, Staatsaffairen untersuchen, Machenschaften des politischen Gegners aufdecken, Angriffsstrategien der feindlichen Armee voraussagen. Wir wollen anhand der Fragen wer, was, wie, wo, wann, warum?, also mit den sechs „W“ das Leben der Erfinder und ihre Erfindungen beleuchten, die Motivation ihres Handelns, die Auswirkungen erkunden. Am Ende dieser Entdeckungsreise werden wir mehr darüber wissen, worauf unsere deutsche Gesellschaft gegründet ist und warum sie so ist, wie sie heute ist.

Was treibt Erfinder an?

Es gibt grob zwei Hauptgruppen: Erstens diejenigen mit ihrem Wissensdrang, Missionseifer, der Faszination von einer Idee, mit dem Spaß an der Grenzüberschreitung, mit der Neugier, wie das erdachte Gerät funktioniert. Nicht wenige sind fanatisch ehrgeizig und versessen, und, auch das gibt es, einige verletzen sogar das ethische Gesetz und gehen über Leichen. Einige bezahlten ihre Waghalsigkeit und Unvorsichtigkeit mit dem Leben (das werden wir alles in den Heureka-Stories der Erfinder lesen). Zweitens diejenigen mit nüchternen Beweggründen, Zweckmäßigkeitshandeln, Wunsch nach einer Produktinnovation, um neue Märkte zu erschließen, Unternehmergeist und (ja, auch das kommt vor) aus Faulheit.

Wie werden Erfinder von ihren Mitmenschen gesehen?

Der Höhenflug ihres Geistes, ihre Zielstrebigkeit, ihr Durchhaltevermögen werden auf der einen Seite bewundert. Auf der anderen Seite werden sie lächerlich gemacht, wird ihre Erfindung gering geachtet: brauchen wir nicht, was soll der Quatsch, das ist doch Spinnerei! Diese Haltung führte zur Tragik der verpassten Gelegenheiten z.T. mit unübersehbaren Folgen für die Wirtschaft und das Wohlergehen eines ganzen Landes (wie wir bei einigen der Erfinder-Geschichten sehen werden).

Hier einige deutsche Erfindungen und Entdeckungen auf Briefmarken und Münzen:

 

 

Wie kam es zur allerersten Erfindung? Ohne menschliche Evolution kein Großhirn, ohne Großhirn keine klugen Köpfe, ohne kluge Köpfe keine Erfindung. Wie hat die biologische Evolution die Erfinder erfunden? Mehr dazu HIER.

 

Bahnbrechende deutsche Erfindungen.

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Deutsche Erfindungen, Entdeckungen und Nobelpreise - kräftiges Maximum zwischen 1900 und 1950.

Die "deutsche Epoche" der Erfindungen.

 Erst etwa hundert Jahre nach dem Beginn der industriellen Revolution in England, die von James Watt mit seiner Dampfmaschine eingeleitet wurde, begannen die deutschen Tüftler, Bastler, Ingenieure und Wissenschaftler zu arbeiten, aber, je mehr Fahrt sie aufnahmen, umso tiefgreifender und wirksamer waren ihre auf breiter Front vorgetragenen technologischen Entwicklungen. Ein Häuflein von etwa fünfzig Naturwissenschaftlern und Ingenieuren trug im Zeitraum von 1840 bis 1960 mit seinen Neuentwicklungen einen besonders großen Anteil zum Fortschritt der Naturwissenschaften und der Technik auf der ganzen Welt bei. Ihre Ideen waren im wahrsten Sinne des Wortes bahnbrechend für unser Leben, unsere Gesellschaft und unsere Kultur, und sie waren so nachhaltig bis in die Jetztzeit hinein, so dass man die grobe Zeitspanne von 1850 bis 1950 durchaus als das Jahrhundert der deutschen Ingenieure bezeichnen kann.

Betrachten wir die Zeitspanne von 1901, als der Nobelpreis gestiftet wurde, bis 1932, dem Beginn der Gewaltherrschaft, so bekamen die deutschen Physiker und Chemiker ein Drittel aller Preise, nämlich 22. Betrachten wir eine gleiche Zeitspanne von 1933 bis 1965, so war es nur noch jeder zehnte, nämlich neun. Die USA hatten jetzt Deutschland weit überholt mit 39% aller Physik- und Chemie-Nobelpreise, nämlich 34.

Versucht mal, herauszubekommen, um welche Erfindungen es sich bei den oben gezeigten Bildern handelt! Einige sind klar, aber was sind die anderen? Sie werden übrigens alle in den Heureka-Stories behandelt.

 

Woher kam der deutsche Ausbruch an Kreativität im 19. Jahrhundert? Wer etwas über die Ursachen wissen will: Bitte HIER klicken!

Die Website beschränkt sich auf deutsche Erfinder, weil keine Gesamt-Enzyklopädie aller Erfinder und Entdecker der Welt mit sicher mehr als 3000 A4-Seiten geschrieben werden konnte. Die aus rein pragmatischen Gründen vorgenommene Eingrenzung auf „deutsch“ ist in keiner Weise nationalistisch oder staatsideologisch zu verstehen und soll auch nicht überheblich anderen Ländern gegenüber gemeint sein. Ohne einen Vergleich mit anderen Ländern vorzunehmen soll einfach gefragt werden, was den deutschen Erfinder ausmacht: Denkweise, analytischer Geist, Kreativität, positive Kraft, Sorgfalt, Durchhaltevermögen…schlummern die noch in uns? Wie sieht es heute mit Mut, Entschlossenheit, langem Atem aus, die unsere erfinderischen Vorväter vor 100 Jahren auszeichneten?

Der Krieg, der Vater aller Dinge? Während des zweiten Weltkrieges gab es in Deutschland noch einmal richtig viele Neuheiten. „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“, sagte um 500 v. Chr. der griechische Philosoph Heraklit. Sicher nicht „aller Dinge“, aber doch vieler. Die sehr zahlreichen Erfindungen während des Krieges kamen unter nicht normalen Bedingungen zustande, vielfach unter Zwang, Androhung von Strafe und falscher Anhänglichkeit zum diktatorischen Staat.

Um welche Erfindungen handelt es sich hier? Es ist nicht allzu schwer, das herauszukriegen. Sie werden alle in den Geschichten der Heureka-Stories vorgestellt.

Kriegsbeute 1945. Den Kriegsgegnern fielen im eroberten Deutschland Tausende von bis dahin streng gehüteten Industriegeheimnissen in die Hände. „Secrets by the Thousands“ überschreibt Harper´s Magazine im Oktober 1946 einen Artikel, in dem die wirksame, flächendeckende andere Art der Beutekunst der Amerikaner beschrieben wird. (Charles L. Walker: "Secrets by the Thousands", Harper´s Magazine, Oct. 1946, www.harpers.org/archive/1946/10). Die Alliierten gründeten das „Joint Intelligence Objectives Committee“, das den Invasionsarmeen folgen, alle militärischen, wissenschaftlichen und industriellen Geheimobjekte der Deutschen aufspüren und das Material sicherstellen sollte. Dieses Unternehmen wurde die größte einzelne Material-Quelle der Welt, die größte jemals „ordentlich“ durchgeführte Ausbeutung der geistigen Leistung eines ganzen Landes. Die amerikanischen Mannschaften waren äußerst erfolgreich. Dokumente mit einem Gewicht von 1500 Tonnen wurden erbeutet. 20 000 deutsche Patente mussten 1946 noch durchgesehen werden. Eine halbe Million Dokumente allein aus dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt sind erbeutet worden. Die amerikanische Industrie verschlang die deutschen Geheimunterlagen. Forscher, Ingenieure und Geschäftsleute stellten 1946 1000 Anträge auf Akteneinsicht pro Tag. Eine wahre Goldader wurde entdeckt.

 

Hier die Meinung eines Briten, warum Deutschland den Krieg verlor: Sir Ian Jacob (1899-1993), Generalleutnant, Military Assistant to Winston Churchill, sagte: Wir Allierte siegten im 2. Weltkrieg, weil unsere deutschen Wissenschaftler besser waren als ihre deutschen Wissenschaftler.

 

Beginn und Ende des Booms. Zwischen 1900 und 1945 gab es einen regelrechten Erfindungsboom in Deutschland. Was hatte er für Ursachen? War es die verzögerte Wirkung der industriellen Revolution oder der Bildungsreform Humboldts, oder vielleicht die Einführung der allgemeinen Schulpflicht, oder etwa die Reichsgründung 1871, oder war es doch der Konkurrenzdruck zu anderen Staaten? Fleiß, Lernen, Ausbildung, Erfinden waren in jedem Fall die Schlüssel zum Aufstieg Deutschlands von einem Landwirtschafts- zu einem Industriestaat, in dem von 1871 bis 1914 jährlich 380 000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden und in dem die Arbeitslosigkeit in dieser Zeit nur 1% bis 2% betrug, die geringste in ganz Europa. Durch diese enorme Wirtschaftsleistung konnte Deutschland auch die Hilfsleistung für Arme, Kranke und Alte in Form von Gesetzen und damit den Sozialstaat auf den Weg bringen.

Und was brachte den Boom zum Erliegen? Die Bildungsunwilligkeit, der Wohlfahrtsstaat, der Hang für den Weg des geringsten Widerstandes, die das gesamte gesellschaftliche Leben umkrempelnde 1968er Reform, der Abschied von der Arbeitsethik, eine verfehlte Bildungspolitik, der Hang für Spaß und Freizeit oder schlicht Faulheit? Es könnte durchaus sein, dass bei Beginn und Ende des deutschen Innovationsbooms von jedem der mutmaßlichen Gründe etwas mitgespielt haben mag. Die Antwort können nicht wir Ingenieure geben, sondern sie muss von Historikern, Soziologen und Verhaltensforschern kommen. Eines steht ganz ohne Zweifel fest: der Boom hatte einen Anfang, ein kräftiges Maximum und einen recht herben Rückgang, wie auf dem Diagramm zu sehen ist. Das zeitliche Maximum in den 1980ern ist acht Nobelpreisen in Physik und Chemie geschuldet.

Barnack erfand die Kleinbildkamera "Leica", die maßgebend wurde für alle späteren Fotoapparate, warum überließen die Deutschen den Kameramarkt den Asiaten? Zuse baute den ersten Computer der Welt, warum überließen wir den Markt den Amerikanern? Hell entwickelte das Fax-Gerät, warum griff die Industrie nicht zu? Brandenburg vollbrachte das Meisterstück des MP3-Players, warum ließ sich die deutsche Industrie das Geschäft entgehen? Diese und noch andere verpasste Gelegenheiten kennzeichnen den Weg unserer Manager, besonders der Großindustrie in den letzten 40 Jahren. Wo sind die weitblickenden unter ihnen, die das Potenzial einer Erfindung erkennen und das Risiko ihrer Umsetzung nicht scheuen? Auf wieviel hunderttausend Arbeitsplätze haben wir durch ihre Ängstlichkeit verzichtet? Waren die Industrieführer vor 100 Jahren aus anderem Holz geschnitzt? Warum haben wir heute viele Gewinn bringende Technologie-Felder kampflos geräumt?

Ingenieurleistung - engineering. In der Website sollen Erfindung, Entdeckung, Weiterentwicklung, Ingenieurleistung im Sinne des englischen „engineering“ verstanden werden, das weit über den deutschen Begriff der Ingenieurarbeit hinausgeht (Einstein, „Engineer of the universe“, Heisenberg, „Engineer of the microcosm“, im Englischen wird die Entwicklung von Körpermerkmalen in der biologischen Evolution als „natural engineering“ bezeichnet). So sind unter den in der Website genannten „Ingenieuren im weitesten Sinne“ auch Physiker, Chemiker und ein Mediziner. Der erfinderische „Ingenieur“ ist in dieser Bedeutung ein Mensch, der, meist schon in jungen Jahren, mit einer  Idee im Kopf herumläuft, den Entwurf aufs Papier bringt oder in mathematische Formeln gießt, das Gedankengebäude, ohne Mühen und Kosten zu scheuen, in die Praxis umsetzt, sein Funktionieren mit der Vorausberechnung vergleicht und nach Jahre langen Versuchen und Korrekturen endlich, endlich das „Heureka“ ausruft, das „Ich habe es gefunden!“, so wie es der griechische Forscher Archimedes von Syrakus nach der Entdeckung des Auftriebsprinzips ausgerufen haben soll: Ihre Ideen hatten immer das Ziel, unser alltägliches Leben zu verbessern, leichter zu machen, den Konkurrenten einen Schritt voraus zu sein und auf der anderen Seite zu ergründen, was die Welt im Innersten zusammen hält.

Die Typologie der Ingenieure. Die Website beschreibt die wichtigsten Erfinder aus allen Gegenden Deutschlands: Was waren das für Menschen? Welche Weichenstellungen brachten sie als Kinder in diese Rolle? Ihr Werdegang war alles andere als einheitlich, eine ganze Reihe hatte kein Abitur, kein Hochschulstudium, und nicht wenige waren Autodidakten. Die äußeren Bedingungen, unter denen sie arbeiteten, prägten ihre bunt gemischte Typologie: Praktiker und Theorie-Jongleure, Glückspilze und Pechvögel, Menschenretter und Menschenverachter, Wohltäter und Gewissenlose, Fleißarbeiter und Zufallsritter, Begeisterte und Verzweifelte, Bewunderte und Verachtete. Alle haben jedoch eines gemeinsam: Sie schufen Geräte, Verfahren und wissenschaftliche Systeme, die entscheidend waren für die Verbesserung der Lebensumstände der Menschen, für den Sieg über Krankheiten, ja für den Fortschritt der gesamten Menschheit. Nicht verschwiegen wird, dass ihre Erfindungen, sofern in Kriegszeiten gemacht, zu fürchterlichen Waffen umfunktioniert wurden, bevor sie den Menschen zum Segen gereichten.

Naturwissenschaft und Technik gestalten die Zukunft von uns allen, mehr als jede andere menschliche Tätigkeit. Jede Erfindung und Entdeckung, die der Homo sapiens gemacht hat, seit er die Erde vor 100000 Jahren besiedelte, hatte entweder segensreiche oder verheerende Auswirkungen. Naturwissenschaftler und Ingenieure haben daher eine hohe Verantwortung und stehen in der Pflicht, den Nutzen der Menschheit zu mehren und Schaden von ihr abzuwenden. Die Tätigkeit der überwiegenden Mehrheit der Wissenschaftler ist den Menschen zum Segen geworden.

Nicht verschwiegen werden darf jedoch, dass es eine Minderheit gibt, die das uralte ethische Menschheitsgesetz verletzt hat. Bei der Verfolgung ihrer Ziele legten sie einen maßlosen Ehrgeiz an den Tag, der sie die Würde der Menschen mit Füßen treten und sogar über Leichen gehen ließ. So nahmen Ferdinand Porsche und Wernher v. Braun billigend in Kauf, dass bei der Produktion ihrer neu entwickelten Geräte Menschen durch Zwangsarbeit zu Tode kamen. Otmar v. Verschuer vom renommierten Kaiser-Wilhelm-Institut für "Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik" begründete mit seinem Mitarbeiter Josef Mengele die Rassen- und Geburtenpolitik des NS-Staates, die Tausende das Leben kostete. Eugen Gildemeister, Leiter des Robert Koch-Instituts stellte sich willig in den Dienst der Nazi-Ideologie und unternahm Impfversuche, bei denen mehrere hundert Menschen unter großen Qualen ihr Leben verloren. Forschung ohne Einhaltung von moralischen Grenzen? Das moralische Gesetz in mir erfüllt mich mit Ehrfurcht, sagte Immanuel Kant. Jeder Mensch hat es, auch derjenige, der unter den Zwangsbedingungen einer Diktatur handeln muss. Menschen hebeln ihr eigenes implantiertes Gesetz immer wieder aus, Natur- und Ingenieurwissenschaftler sind davon nicht ausgenommen.

Damit dies nicht wieder geschieht, und damit auch dem Letzten klar sein muss, das bei ALLEN natur- und ingenieurwissenschaftlichen Tätigkeiten die grundlegende Achtung vor der Würde des menschlichen Lebens eingehalten werden muss, haben sich die deutschen Ingenieure 1950 ethische Leitsätze gegeben, das "Bekenntnis des Ingenieurs":

 

Bekenntnis des Ingenieurs

Der Ingenieur übe seinen Beruf aus in Ehrfurcht vor den Werten jenseits von Wissen und Erkennen und in Demut vor der Allmacht, die über seinem Erdendasein waltet.

Der Ingenieur stelle seine Berufsarbeit in den Dienst der Menschheit und wahre im Beruf die gleichen Grundsätze der Ehrenhaftigkeit, Gerechtigkeit und Unparteilichkeit, die für alle Menschen Gesetz sind.

Der Ingenieur arbeite in der Achtung vor der Würde des menschlichen Lebens und in der Erfüllung des Dienstes an seinem Nächsten, ohne Unterschied der Herkunft, sozialer Stellung und Weltanschauung.

Der Ingenieur beuge sich nicht denen, die das Recht eines Menschen gering achten und das Wesen der Technik missbrauchen; er sei ein treuer Mitarbeiter an der menschlichen Gesittung und Kultur.

Der Ingenieur sei immer bestrebt, an sinnvoller Entwicklung der Technik mit seinen Berufskollegen zusammen zu arbeiten; er achte deren Tätigkeit so, wie er für sein eigenes Schaffen gerechte Wertung erwartet.

Der Ingenieur setze die Ehre seines Berufsstandes über wirtschaftlichen Vorteil; er trachte danach, dass sein Beruf in allen Kreisen des Volkes die Achtung und Anerkennung finde, die ihm zukommt.

Düsseldorf, den 12. Mai 1950

 

Das Bürgertum und die Technik heute. Die Menschen in Deutschland benutzen selbstverständlich alle Segnungen, die die Natur- und Ingenieurwissenschaften hervorgebracht haben. Ein schlauer Amerikaner sagte mal, dass es drei Dinge gebe, auf die die Menschen in keinem Fall verzichten wollen, egal, was sie dafür bezahlen müssen: Das Auto, das Flugzeug und die Elektrizität. Es gibt auch noch anderes, an das sie ganz stark gebunden sind, z.B. Funktelefone, Computer, Satelliten-Fernsehen, Satelliten-Ortung, Radartechnik, Medizintechnik. Aber so widersprüchlich das klingen mag, ganz besonders die gebildeten Deutschen haben eine ideologische Antipathie gegen die Technik und den technischen Fortschritt, etwas, das z.B. die Angelsachsen überhaupt nicht verstehen können. Die deutsche Volkswirtschaft steht fest auf einem soliden technologisch-industriellen Fundament, das in der "deutschen" Epoche von 1840 bis 1960 von fantasiereichen Naturwissenschaftlern und Ingenieuren geschaffen wurde, das uns Wohlstand gebracht und die Möglichkeit eröffnet hat, für die Schwachen im Volk zu sorgen und wunderbaren Freizeitaktivitäten nachzugehen. Trotz alledem werden unsere Vorkämpfer für all das, unsere Technik-Pioniere, unsere cleveren Erfinder und Entdecker eigentlich überhaupt nicht zur Kenntnis genommen, man kennt ihre Namen nicht, weiß nicht, dass ihr Weg oft mit "Blut, Schweiß und Tränen" gepflastert war, weiß nicht, wie mühsam ihre Erfindung und wie langwierig die praktische Umsetzung war. Dem Erfinder flicht die Nachwelt keine Kränze. Dieser abgewandelte Schiller-Satz aus dem Prolog zu Wallensteins Lager passt hier ganz genau. Man weiß auch nicht, dass manche lächerlich und völlig fertig gemacht wurden von der etablierten Professorenschaft, dass einige ihr Leben lassen mussten bei der Verfolgung ihres Zieles. Der Präsident der Physikalischen Gesellschaft: Herr Reis, die menschliche Sprache kann niemals durch Elektrizität übertragen werden! Die Admiralität: Herr Hülsmeyer, Ihr Radar ist unbrauchbar, wir haben doch unsere Nebelhörner! Der Medizin-Papst Virchow: Herr Koch, Ihre TBC-Erreger sind ein Hirngespinst! Kaiser Wilhelm I: Das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung, ich glaube an das Pferd! Seien wir schlauer als diese großen Männer, blicken wir weiter, und ziehen wir den kreativen Menschen unserer Zeit nicht den Boden unter den Füßen weg, seien wir nachsichtig, wenn eine erste Idee nicht gleich zu einem Verkaufsschlager wird! Und lassen wir gehässige Bemerkungen, wie: Wat soll denn der Quatsch, hatten wir noch nie, brauchen wir nicht!

Wie kommt es denn, dass man über das Leben von Komponisten, Malern, Sängern, Pianisten, Dirigenten nahezu alles weiß? Von ihren Lebensläufen, Schicksalen, Seelenqualen, ihren wegweisenden Erfolgen, Niederlagen? Warum drängen sich Tausende an den Kassen, wenn die Impressionisten aus dem Moma in Berlin gezeigt werden, und warum war bei der sehenswerten Ausstellung über Max Planck im Technik-Museum Berlin gähnende Leere? Dabei hat Planck mit der Erfindung der nichtklassischen Physik für uns hundert mal mehr getan als alle Impressionisten zusammen. Warum genießen Musikinterpreten, sei es bei der Klassik oder der Popmusik, nahezu göttliche Verehrung?

Schwer ist die Kunst, vergänglich ist ihr Preis, dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze, heißt es im Prolog zu Schillers Wallenstein. Auch den Erfindern und Entdeckern werden keine Kränze geflochten und vergänglich ist ihr Ruhm. Und doch sitzen wir auf dem Ast, den sie für uns wachsen ließen, wir kennen ihre Namen kaum, geschweige denn ihr arbeitsames Leben mit den vielen Rückschlägen und einem letztendlichen Erfolg, aber wir nehmen alle Errungenschaften, die wir ihnen zu verdanken haben, für selbstverständlich hin. Wir müssten doch eher unsere Wissenschaftspioniere in den Himmel heben; denn denen verdanken wir alles, auch das, womit wir die schönen Künste aus Steuergeldern subventionieren. Beispielsweise wird pro Besucher, pro Abend in der Staatsoper Berlin zusätzlich zum Eintrittspreis ein öffentlicher Zuschuss von sage und schreibe 257 Euro gezahlt und pro Besucher der Berliner Philharmoniker 67 Euro!

Wir müssten den Wegbereitern unseres technischen Zeitalters prächtige Denkmäler setzen, nicht nur winzige Gedenktafeln, wir müssten eine Ausstellung nach der anderen eröffnen, wo uns ihr Schaffen nahegebracht wird und was wir ihm zu verdanken haben, wir müssten sie ehren, öffentliche Gebäude, Straßen, Schulen nach ihnen benennen. Warum liegt das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin-Dahlem in der Takustraße, daneben die Lans- und die Iltisstraße, alles Namen, die für ein unrühmliches, blutiges Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China stehen? Griff doch im Jahr 1900 der Kapitän Wilhelm Lans mit seinem Kanonenboot "Iltis" die Taku-Forts in der Tientsin-Bucht an. Müssen wir dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch Straßennamen "ehren"? Warum wird die Takustraße nicht in Konrad-Zuse-Straße umbenannt? Das wäre die angemessene Würdigung für diesen großen Computerpionier, der mit seiner bahnbrechenden Erfindung das Informationszeitalter eingeleitet hat. Wir sollten jedes Jahr einem deutschen Entdecker und Erfinder widmen, also z.B. Max-Planck-Jahr, Konrad-Zuse-Jahr, Heinrich-Hertz-Jahr....und dann in Veranstaltungen der Bevölkerung sein Werk und dessen Fernwirkung nahe bringen. Verschaffen wir doch endlich den Natur- und Ingenieurwissenschaften, die die Geschäftsgrundlage unseres Volkes bilden, die ihnen angemessene Bedeutung!

2005 gab es tatsächlich das "Einstein-Jahr" und eine hervorragende Einstein-Ausstellung im Kronprinzenpalais in Berlin. Aber wenn man mal so herumhörte, wer sie denn besucht hat, bekam man nur verneinende Antworten, ach, davon verstehe ich doch nichts. Wir wollen uns noch nicht mal das Fundament anschauen, auf dem unsere Volkswirtschaft steht!? Wird den Schülern nicht in ausreichender Weise die für uns lebensnotwendige Bedeutung von Physik, Chemie und Mathematik erklärt? Geht uns generell das logische Denken ab, von dem sicher ein Mindestmaß für diese Fächer erforderlich ist? Oder ist uns das Sichhineindenken in naturwissenschaftliche Zusammenhänge zu anstrengend? Physik müsste grundsätzlich in den Leistungskursen bis zum Abitur vorgeschrieben und ein Ausweichen auf Biologie nicht gestattet sein.

Der VDI - Verein Deutscher Ingenieure will nach eigenen Aussagen der Sprecher der Ingenieure und der Technik sein. Der Wissensvermittler setzt sich zum Ziel, positiven Einfluss auf die Entwicklung von Technik und den Technikstandort Deutschland zu nehmen. Er will auch Multiplikator von Technikwissen sein, macht interessante Entwicklungen öffentlich und führt den Nachwuchs an Technik heran. Laut VDI waren im September 2012 80500 Stellen in den Ingenieurberufen nicht besetzt. Der VDI mit seinen 150 000 Mitgliedern ist unter Ingenieuren zweifellos sehr bekannt und renommiert, er wird aber in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen; er könnte durch spektakuläre Projekte, Veranstaltungen, Ausstellungen, PR-Arbeit in den Medien sehr viel mehr tun. Oder wie wär´s mit spannenden Vorträgen in den Gymnasien, wenn die Schüler ihre Auswahl zu den Leistungskursen treffen müssen? Er müsste über seinen Horizont, Standesvertretung der Ingenieure zu sein, weit hinausblicken.

Was müssen wir tun? Kluge Köpfe sind gefragt. Unsere Volkswirtschaft braucht dringend technisch interessierte Mädchen und Jungen, die wie der im Bild gezeigte mittelalterliche, von Neugier getriebene Forscher begierig sind, über den Tellerrand des Altbekannten hinauszublicken, den Horizont zu durchbrechen, um zu ergründen, was sich dahinter verbirgt, sich von der Welt der Naturwissenschaften faszinieren zu lassen. Wer es nicht versucht, ist schon gescheitert, sagt der Schweizer Forscher und Abenteurer Piccard. Wenn die Jugend nicht in ausreichendem Maße für die Natur- und Ingenieurwissenschaften und für deren starke Stützen Mathematik, Betriebswirtschaft, Fremdsprachen motiviert werden kann, wenn die Jugend ihr Gehirnschmalz nicht wie ihre Vorväter vor 100 Jahren auf diesen Gebieten einsetzt, wenn sie nicht die eigenen Talente entdeckt und sich dafür anstrengt, dann sind wir wirklich auf dem Weg, den T. Wieczorek in „Die verblödete Republik“ und M. Jürgs in „Warum wir hemmungslos verblöden“ beschreiben. Dann können wir unseren Wohlfahrtsstaat, auf den wir mit Recht so stolz sind, nicht aufrecht erhalten und müssen das Ziel, eine Alle zufrieden stellende soziale Gerechtigkeit auf Dauer aufgeben.

Die Vorteile der bilingualen Kindererziehung.

Ein Kind, das bilingual erzogen wird, hat im besten Fall gleich zwei Muttersprachen und ist in beiden elterlichen Kulturen zu Hause. In Schule und Ausbildung fällt es ihm oft leichter, eine weitere Fremdsprache zu erlernen, weil es ein intuitives Verständnis dafür entwickelt, wie Sprache funktioniert. Damit die bilinguale Erziehung gelingt, sollten die Eltern beide Sprachen unter sich aufteilen. Idealerweise spricht der Vater also ausschließlich in der einen, die Mutter ausschließlich in der anderen Sprache mit dem Kind. Experten bezeichnen dies als 1-und-1-Regel. Dadurch lernt das Kind am besten, welches Vokabular und welche grammatikalischen Regeln zu welcher Sprache gehören. Müssen die Eltern von dieser Regel abweichen, etwa weil Personen anwesend sind, die nur eine der beiden Sprachen verstehen, sollten sie das dem Kind erklären. Vorausgesetzt natürlich, es ist alt genug. Je bewusster und konsequenter die Eltern ihren eigenen Sprachgebrauch handhaben, desto sicherer wird auch das Kind in der Anwendung beider Sprachen. Mehr dazu unter:

http://www.bambiona.de/thema/bilinguale-erziehung

 

In seinen 1997er Memoiren schreibt Manfred von Ardenne, der Erfinder des elektronischen Fernsehens den jungen Leuten einige Leitsätze ins Stammbuch:

Nutzt die große Aufnahmefähigkeit des jungen Gehirns, verschwendet eure Zeit nicht, verwendet sie zum Lernen, zum Lesen guter Bücher, zum Anhören von Fachvorträgen, zum Experimentieren! Unterscheidet Wesentliches von Unwesentlichem! Was jedermann für fertig erklärt hält, verdient oft am meisten, untersucht zu werden. Verfolgt mit zäher Ausdauer und besseren Ideen das einmal gesteckte Ziel, bis ihr es erreicht habt! Nur die Tat zählt. Beobachtet sorgfältig (z.B. durch Messungen) die Naturvorgänge! Bleibt dran an einer einmal für richtig erkannten Sache! Wählt euren Lebensberuf so, dass er euren Neigungen nahekommt! Gebt nie auf, sondern tragt durch schöpferisches Handeln zum Fortschritt bei! Nichts ist abgeschlossen, alles ist verbesserbar, alles lässt sich noch weiter optimieren. Trefft eine notwendige Entscheidung sofort! Nutzt, was die Gegenwart euch bietet, trauert nicht um Versäumtes; denn Vergangenes ist nicht mehr zu ändern. Seht es als euer Ziel an, im beruflichen und privaten Leben immer mehr zu geben als zu empfangen! Treibt in jungen Jahren Sport, eure Gesundheit in späteren Jahren wird es euch danken! (Mens sana in corpore sano, sagten schon die alten Römer; Übersetzung bei Dr. Google!). Entwickelt in allem, was ihr tut, einen unbesiegbaren Optimismus! Seid einfach und natürlich, schafft euch Freunde und haltet ihnen die Treue!

Bildnachweis.

Linotype, E-Lok: Eigene Fotos Technik-Museum Berlin 2010. Dieselmotor, Ottomotor, Mikroskop, Triebwerk: Eigene Fotos am 1./2.8.2011 im Deutschen Museum München, Gestattungsvertrag für Bildaufnahmen vom 12.7.2011. Rakete: Eig. Foto Historisch-Technisches Informationszentrum Peenemünde, 2008. Radar: Eigenes Foto, Luftwaffenmuseum der Bundeswehr, Berlin-Gatow, 2010. Me262: ILA 2006. Leica: Lizenz CC-BY-SA-2.0-DE, Urheber Leica. Triebwerk HeS 3B: Aus: W. Kaiser: Erfindung und Innovation des Strahltriebwerks, RWTH Aachen, 2001. Forscher: Aus: Camille Flammarion, „L´atmosphère Météorologie populaire“. Holzschnitt im Stil des 16. Jahrhunderts, Paris, 1888, gemeinfrei, Schutzfrist abgelaufen, colored version by Heikenwaelder Hugo, 1998. Rest: Public domain und eigene Skizzen. Hardenberg, Wikipedia, Urheber PD-Art, Schutz abgelaufen.